Flowers you gave to me

Flowers you gave to me

Ich mache mich auf eine ambivalente Weise darüber lustig, dass Frauen davon träumen, dass Männer, in die sie verliebt sind, mit Blumen vor der Tür stehen, um ihnen zu zeigen, dass sie ihre Liebe erwidern.

Dabei stehen die Blumen im Vordergrund. Die Männer sind unscharf. Die Sträuße sind sehr ausgesucht.

Mit den Bildern schaffe ich eine Sammlung von Männern, "die in mich verliebt sind". Durch das Foto werden die Sträuße konserviert. Und damit auch die Erinnerung an den verliebten Moment.

Ute Behrend

 

 

 

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Installationsansicht aus der aktuellen Ausstellung

 

 

Ute Behrend

Flowers you gave to me, 2024

 

Morgens send ich dir die Veilchen / die ich im Wald gefunden / und des Abends bring ich Rosen / die ich brach in Dämmrungstunden.
Weißt du, was die hübschen Blumen / dir Verblümtes sagen möchten? / Treu sein sollst du mir am Tage / und mich lieben in den Nächten.

Mit seinem feinen Spott macht sich Heinrich Heine hier über die Blumensprache lustig, die im 19. Jahrhundert verwendet wurde, um Gefühle und Bitten „durch die Blume“ und ganz ohne Worte auszudrücken. Denn sein lyrisches Ich verlässt sich weder auf unausgesprochene Botschaften noch auf selbstlose Liebesgesten, sondern zählt seiner Angebeteten lieber recht unverblümt seine Erwartungen auf.

Mit verblümt-unverblümten Erwartungen spielt auch Ute Behrend in ihrer Fotoserie „Flowers you gave to me“, über die sie sagt: „Ich mache mich auf ambivalente Weise darüber lustig, dass Frauen davon träumen, dass Männer, in die sie verliebt sind, mit Blumen vor der Tür stehen, um ihnen zu zeigen, dass sie ihre Liebe erwidern.“

 

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Ute Behrend
Florian, Noah, Thomas und Fritz aus der Serie Flowers you gave to me, 2024

 
 
Wir alle nehmen dabei die Perspektive der Beschenkten ein und erleben just den Moment des Überreichens: die verschiedenen Blumensträuße sind im Close-up und gestochen scharf, die Männer hinten verschwommen und zum Teil auch gar nicht klar erkennbar. Doch durch Alter, Kleidung und Setting sind sie ausreichend charakterisiert, um die Vorstellung eines bestimmten Typs zu evozieren. Dazu korrespondieren die verschiedenen Blumensorten und Gebinde im Vordergrund: Sie sind es, um die es sich hier dreht; durch das Foto werden sie festgehalten und konserviert, und damit auch die Erinnerung an den verliebten Moment.

Für mich besitzen die Arbeiten ein schönes Quäntchen Leichtigkeit, Humor und viel Erzählerisches. Jede Arbeit könnte der Beginn oder das Ende einer Geschichte sein. Dieses Erzählerische, manchmal auch Märchenhafte, taucht immer wieder bei Ute Behrend auf. Häufig drehen sich ihre Fotoarbeiten um den Moment, in dem sich etwas Allgemeines im Flüchtigen zeigt. Dadurch wirken ihre Arbeiten zufällig, nicht inszeniert, und genau darin zeigt sich ihre Kunst.

Ebenso vielseitig wie ihr Werk ist auch Ute Behrend selbst: Sie ist Künstlerin, Verlegerin, Dozentin und macht visuelles Lektorat. Ihre Fotoarbeiten und Videoinstallationen wurden international und in zahlreichen öffentlichen Sammlungen ausgestellt. Sie hat in den letzten Jahren mehrere Monografien veröffentlicht, darunter „Bärenmädchen“ (2019), das u.a. den Deutschen Fotobuchpreis erhielt. Ute Behrend lebt und arbeitet in Köln und ist Mitbegründerin des Verlages BUMMBUMM BOOKS sowie seit 2021 im Vorstand der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA).


Dr. Andrea Knop
Art Advisor
 
 
 

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Andrea Knop mit Fotoarbeiten aus der Serie Flowers you gave to me